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Marleen Tigersee

Champagner – mon Amour

Updated: Feb 16, 2023







Meine werten Leserinnen und Leser,



willkommen und hereinspaziert zum ersten von hoffentlich vielen Artikeln auf Peacock and Pearls. Wie schon die Überschrift erahnen lässt, dreht sich heute alles um das Getränk, das kaum besser zur wilden, mondänen und dekadenten Zeit der 20er Jahre passen könnte: Champagner. Also, nehmen Sie auf dem Kanapee Platz und begleiten Sie mich auf eine prickelnde Reise, während Sie darauf warten, dass Ihre bereitgestellte Flasche im Kühler die richtige Temperatur bekommt.


Ich verehre das Getränk der Getränke schon einige Jahre und würde diesen Artikel gerne zum Anlass nehmen, meine Liebe dafür zum Ausdruck zu bringen und auch mit ein paar bekannten Vorurteilen aufzuräumen.



Winston Churchill, Napoleon Bonaparte und Coco Chanel


Wer Champagner trinkt, tut dies in bester Gesellschaft. Viele Berühmtheiten haben sich schon offen zu ihrer Begeisterung bekannt. Winston Churchill zum Beispiel, ein großer Liebhaber der Marke Pol Roger, sagte wohl während des zweiten Weltkriegs: „Remember, gentlemen, it is not just France we're fighting for, it's Champagne!“ Man muss sich schließlich im Klaren sein, was auf dem Spiel steht.



Winston Churchill mit einem seiner Lieblingsgetränke

Champagner hat aber auch schon zu früheren Zeiten eine wichtige Rolle bei militärischen Siegen oder Niederlagen gespielt. Napoléon Bonaparte hat dies wie folgt erklärt: „Je ne peux vivre sans Champagne. En cas de victoire, je le mérite, ; en cas de défaite, j'en ai besoin.“ (Ich kann nicht ohne Champagner leben. Bei einem Sieg habe ich ihn verdient; bei einer Niederlage brauche ich ihn.)


Aber selbstverständlich muss man sich nicht in einem Krieg befinden um Champagner zu schätzen und zu viel davon sollte man natürlich auch nicht trinken. Die stets elegante Coco Chanel hatte eine famose Strategie, das perfekte Maß zu halten: „Je ne bois du Champagne qu'à deux occasions: Quand je suis amoureuse et quand je ne le suis pas.“ (Ich trinke Champagner nur zu zwei Gelegenheiten: Wenn ich verliebt bin und wenn ich es nicht bin.) Damit kann man eigentlich nichts falsch machen.


Exklusivität und spannende Möglichkeiten


Es gibt wohl kaum ein anderes Getränk, das ähnlich viel Bewunderung hervorruft wie der Champagner und das in jedem Fall zurecht. Es darf sich schließlich nur Champagne nennen, was ausnahmslos in dem gleichnamigen Gebiet in Frankreich hergestellt wurde. Neben den bekannten großen Marken wie Moët Chandon, Veuve Clicquot oder Dom Pérignon, gibt es zudem immer noch sehr viele kleine Familienbetriebe, die das kostbare Getränk von Anfang bis Ende in sorgfältigster Handarbeit herstellen. Einige Sorten müssen Jahre lagern bevor sie verkorkt und verkauft werden können, kein Wunder also, dass der Preis pro Flasche nicht mit dem eines Supermarktsektes vergleichbar ist. Erstaunlich ist auch, dass nur kleine Veränderungen bei der Herstellung oder der Rezeptur ausreichen um wieder völlig andere Geschmacksnuancen zu erreichen, man kann also immer neue spannende Entdeckungen machen. Dies habe ich vor einigen Monaten selbst vor Ort überprüfen können. Ein verlängertes Wochenende lang bin ich durch die Straßen von Reims und Épernay flaniert, habe die prunkvollen Villen auf der „Avenue du Champagne“ bewundert (besonders schön ist hier das Haus Perrier Jouët, ein echter Jugendstil-Traum) und natürlich verschiedene Champagner verköstigt, das sollte man sich bei dem reichen Angebot dort wirklich nicht entgehen lassen.



Das Haus Perrier Jouët in Epernay


Wunderschöne Tür im bekannten floralen Stil der Marke

Aber es soll auch Damen und Herren geben, die gewisse Zweifel in Sachen Champagner-Genuss hegen. Mit diesen Zweifeln würde ich gerne aufräumen, denn das Leben ist viel zu kurz um es ohne Champagner zu verbringen.


Vorurteil 1: Champagner ist viel zu teuer


Wie oben schon erwähnt ist Champagner kein billig herzustellendes Massenprodukt, die Flasche muss also einen gewissen Preis haben, damit der Champagner-Hersteller auch noch etwas daran verdient. Selbstverständlich gibt es bekannte Marken, die größere Mengen vertreiben und die die Prozesse optimiert haben, sodass sie günstigere Preise anbieten könnten, allerdings investieren diese oft in kostspielige Marketing-Kampagnen, die der Kunde dann am Ende mitbezahlt. Auch gibt es Einfuhrzölle, die nicht unerheblich sind, weswegen es sich für viele kleinere Hersteller nicht lohnt ihre Produkte außerhalb von Frankreich anzubieten. Besonders happig kommt einem der Preis für eine Flasche natürlich im Restaurant vor, da man hier oft das Drei- bis Vierfache vom Einkaufspreis bezahlt, das Restaurant will schließlich auch Gewinn machen. Es gibt meiner Meinung nach jedoch auch Marken, die definitiv überteuert sind, aber wenn man sich ein bisschen umschaut, kann man echte Perlen für absolut faire Preise bekommen (mein Geheimtipp ist hier der „Comte de Brismand“, ein unglaublich frischer und köstlicher Champagner, den der Supermarkt Lidl für knapp 14 Euro anbietet; von den bekannten Marken ist für mich der Blue Top von Heidsieck Monopol der Sieger, was das Preis- / Leistungsverhältnis betrifft, mit ca. 26 Euro pro Flasche, aber das sei hier nur am Rande erwähnt).



Heidsieck Monopol-Werbebild 1927


Vorurteil 2: Champagner ist dekadent


Es mag richtig sein, dass dem Champagner ein gewisser Ruf anhaftet, was das betrifft. Für viele ist er nach wie vor ein Statussymbol und in manchen Kreisen geht es nur darum zu zeigen, welche Marken oder Jahrgänge man sich leisten kann (und da gibt es nach oben hin natürlich keine Grenzen). Aber schwarze Schafe gibt es überall und das sollte einen nicht davon abhalten, dieses köstliche Getränk zu genießen. Und wer sagt eigentlich, dass Dekadenz per se schlecht sein muss?


Vorurteil 3: Champagner ist überbewertet


Die meisten, die das sagen, haben noch nicht viel probiert oder trinken generell vielleicht nicht viel, was in Richtung (Schaum-) Wein geht. Die Geschmacksnerven wollen trainiert werden. Wer nur halbtrockenen Sekt aus dem Supermarkt kennt, dem wird Champagner erst einmal fremd erscheinen oder sogar überfordern. Natürlich müssen sich viele auch erst mal an dessen Trockenheit gewöhnen, denn Champagner hat oft weniger Zucker als ein durchschnittlicher Sekt. Aber da es so viele verschiedene Sorten gibt, die Traubenzusammensetzung nicht immer dieselbe ist und die Reifezeit viel ausmacht, sollte man nicht zu schnell aufgeben und einfach weiter probieren. Ich finde, es lohnt sich!


Vorurteil 4: Champagner ist nur was für besondere Momente


Wenn man danach ginge, würde man vielleicht nur zwei- oder dreimal im Jahr Champagner trinken, je nachdem, was man für einen besonderen Moment erachtet. Aber damit bleiben noch mehr als 360 Tage übrig und soll man sich an all diesen Tagen wirklich in selbst gewählter Abstinenz üben? Ich möchte an dieser Stelle gerne die Schriftstellerin Hester Browne zitieren: „Always keep a bottle of Champagne in the fridge for special occasions. Sometimes the special occasion is that you've got a bottle of Champagne in the fridge.“ Mehr muss man dazu nicht sagen.





Meine Damen und Herren, ich hoffe, ich konnte diejenigen von Ihnen, die nicht ohnehin schon Mitglieder im Club der Champagner-Freunde sind, überzeugen, es zu werden!

Das Leben will genossen werden, also legen Sie die Perlenkette um, setzen Sie den Zylinder auf und lassen Sie die Korken knallen!


Weitere Tipps in Sachen Champagner


Gläser


Auch wenn die Champagner-Schalen nach bester 20er Jahre-Manier sind, empfehlen viele Experten die klassische Flöte, da die Kohlensäure dort nicht so schnell entfleucht (wenn der Champagner überhaupt so viel Zeit hat, schal zu werden...).


Essen


Sommeliers sagen, dass zu Champagner so ziemlich alles passt. Je nach Sorte werden Fisch oder Meeresfrüchte empfohlen, aber auch Herzhafteres wie Hamburger und Pommes Frites sollen mit dem edlen Getränk harmonieren. Erlaubt ist definitiv, was gefällt.


Musik


Hier passt natürlich alles, was unser Lieblingsjahrzehnt an Schwungvollem zu bieten hat. Meine Empfehlung ist Irving Berlins „Puttin' on the Ritz“, die beste Version davon ist wie ich finde die von Fred Astaire.


Literatur


Wer beim Champagner-Genuss noch die perfekte Begleitlektüre sucht, dem empfehle ich Amélie Nothombs „Die Kunst Champagner zu trinken“, sehr amüsant und inspirierend.


Ebenso passen viele von Scott und Zelda Fitzgeralds Erzählungen, wie zum Beispiel

„Himbeeren mit Sahne im Ritz“ und „Tales of the Jazz Age“.


Cinematographisches


Wer weiter mit den Fitzgeralds Champagner trinken will, dem sei die Serie „Z – The Beginning of Everything“ auf Amazon Prime empfohlen oder natürlich eine der zahlreichen „The Great Gatsby“-Verfilmungen.


Mein Lieblingsfilm zum Champagner trinken ist Woody Allens „Midnight in Paris“.


Also dann: Cheers, Chin Chin und Prosit, meine werten Damen und Herren! Sie haben es sich verdient.

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