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Marleen Tigersee

Best and Worst – Filme über die 20er Jahre





Meine Damen und Herren,


Sind Sie hin und wieder in der Stimmung für anregende Unterhaltung, möchten aber die eigenen vier Wänden nicht verlassen? Soll dies bestenfalls in gewohnter, glamouröser 20er Jahre-Manier sein? Aber Sie wollen ungern Ihre Zeit verschwenden mit etwas, das Sie nur enttäuscht? Ich habe für Sie eine Liste zusammengestellt mit den 5 besten und 5 schlechtesten Filmen, die in unserer Lieblingsdekade spielen, zusammen mit einer kurzen Zusammenfassung und meiner persönlichen Kritik, sodass Ihr Feierabendprogramm möglichst vergnüglich vonstattengehen kann. Kleiner Hinweis: Die Nummerierung ist willkürlich und nicht als Rangliste zu verstehen.



Die 5 besten Filme:


  1. Midnight in Paris

  2. The Artist

  3. The Great Gatsby (2013)

  4. Bullets over Broadway

  5. The Cat's Meow


Die 5 schlechtesten Filme:


  1. Bright Young Things

  2. Was nützt die Liebe in Gedanken

  3. The Great Gatsby (1974)

  4. Babylon

  5. Ma Rainey's Black Bottom



Die 5 Besten im Detail:


Midnight in Paris (2011)




Handlung: Ein erfolgreicher Drehbuchautor aus Hollywood (Owen Wilson), der sich als Romanschriftsteller versuchen möchte, verbringt ein paar Tage mit seiner Verlobten (Rachel McAdams) und ihren Eltern in der französischen Hauptstadt. Als er eines Nachts allein durch die Straßen spaziert, hält vor ihm ein Taxi der besonderen Art, das ihn mitnimmt in das wilde Paris der 20er Jahre. Dort trifft er auf alle Künstlergrößen der Zeit, was zu einigen amüsanten Begegnungen und Entwicklungen führt.



Mit F. Scott (Tom Hiddleston) und Zelda Fitzgerald (Alison Pill) unterwegs im Pariser Nachtleben


Kritik: Midnight in Paris gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Er ist lustig, intelligent, nachdenklich und visuell wunderschön gestaltet. Auch die Schauspieler, die die Bohème der 20er Jahre verkörpern, machen eine gute Figur. Besonders erwähnt seien hier Adrien Brody als der junge Salvador Dalí, Kathy Bates als Gertrude Stein oder Corey Stoll als Ernest Hemingway. Ein Film, der Freude macht und den man sich immer wieder anschauen kann.




The Artist (2011)




Handlung: The Artist erzählt die Lebenswege von George Valentin (Jean Dujardin), einem gefeierten Stummfilmdarsteller und Peppy Miller (Bérénice Bejo), einer jungen Frau, die ebenfalls nach Hollywood möchte. Während es Peppy schließlich Ende der 20er Jahre gelingt zum neuen Star des Tonfilms zu werden, scheint mit dem Ende des Stummfilms auch das Ende von George Valentins Karriere gekommen zu sein. Ob und wie es ihm gelingt doch noch an alte Erfolge anzuknüpfen und welche Rolle dabei ein kleiner Jack Russell Terrier spielt, schauen Sie sich am besten selbst an.





Kritik: Das besondere an The Artist ist zweifelsfrei, dass es sich um einen Stummfilm in schwarz-weiß handelt, nicht gerade gewöhnlich für die heutige Zeit. Die musikalische Begleitung ist sehr gut gewählt und trifft genau die jeweilige Stimmung der Szene. Alles in allem ist The Artist eine liebevolle Hommage an das alte Hollywood, die man sich nicht entgehen lassen sollte.



The Cat's Meow (2001)



Kirsten Dunst als Randolph Hearsts Geliebte Marion Davies und Eddie Izzard als Charlie Chaplin


Handlung: Eine Vergnügungskreuzfahrt voller Hollywood-Berühmtheiten endet in einer Tragödie. Das Pikante: Die Yacht gehört niemand geringerem als Zeitungsmagnat William Randolph Hearst und jeder seiner Gäste scheint die ein oder andere Leiche im Keller zu haben…









Kritik: Ich bin erst kürzlich über diesen Film gestolpert und war überrascht, wie kurzweilig und spannend die Handlung ist, die nicht so aus der Luft gegriffen ist, wie man meinen würde. Kostümdesign und Ausstattung sind hier ebenfalls hervorzuheben. Insgesamt ein sehr unterhaltsames Spektakel!




The Great Gatsby (2013)





Handlung: Vermutlich ist jeder vertraut mit der berühmten Romanvorlage von F. Scott Fitzgerald, aber falls nicht, hier nochmal eine kurze Zusammenfassung: Als der mäßig erfolgreiche Börsenbroker Nick Carraway dem geheimnisvollen und schwerreichen Jay Gatsby begegnet, ist dies kein Zufall. Der verzweifelte Wunsch des Magnaten Carraways Cousine Daisy für sich zu gewinnen, setzt eine Kette von Handlungen in Gang, die in einer Katastrophe enden.







Kritik: Zugegeben, Baz Luhrmans Verfilmung von 2013 ist nicht Jedermanns Sache und Puristen mag sie vielleicht verschrecken. Der Schnitt und die Effekte sind rasant und schrill und im Soundtrack befinden sich ein paar Titel von modernen Interpreten. Doch muss man zu Luhrmans Verteidigung sagen, dass das rasche Tempo des Films zum ekstatischen und schnelllebigen Zeitgeist der Roaring Twenties in New York besser passen als man zunächst denken würde und dass die modernen Musiktitel an den Stil der 20er weitestgehend angepasst sind. Kostüme und Setdesign sind spektakulär und auch der Cast (Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan u.a.) kann sich sehen lassen. Abschließendes Urteil: Kontrovers, aber kreativ.



Bullets over Broadway (1994)





Handlung: Theaterregisseur David Shayne (John Cusack) konnte bisher noch keinen Hit am Broadway landen. Der einzige, der sich bereit erklärt sein neuestes Stück zu finanzieren, ist ein zwielichtiger Mafioso (Joe Viterelli). Dies allerdings nur unter der Bedingung, dass Shayne seiner völlig talentlosen Freundin (Jennifer Tilly) eine der Hauptrollen überlässt. Streit unterhalb der Schauspieler, Kritik an seinem Stück und Einflussnahme vonseiten der Mafia sind nur einige der Probleme, mit denen der Regisseur sich während der Proben herumschlagen muss. Als einer der Mafiosi sein eigenes kreatives Talent entdeckt, wird es richtig verzwickt...



Die Diva und der Regisseur: Dianne Wiest und John Cusack

Kritik: Regisseur Woody Allen zeigt in Bullets over Broadway erneut sein Talent für skurrile Charaktere und absurde Verwicklungen. Sowohl die von Eitelkeit beherrschte Theaterszene als auch das raue Gangstermilieu werden gekonnt auf die Schippe genommen. Beim Aufeinanderprallen dieser zwei gegensätzlichen Welten sind Missverständnisse und Konflikte vorprogrammiert und sorgen für viele lustige Momente. Dianne Wiest erhielt für ihre Darstellung der alternden Schauspiel-Diva Helen Sinclair sogar den Oscar als beste Nebendarstellerin.




Die 5 Schlechtesten im Detail:


Bright Young Things (2003)





Handlung: Schriftsteller Adam Fenwick-Symes befindet sich in permanenter Geldnot. Sein neuester Roman, der sein Leben im Kreise reicher, dekadent lebender, feierwütiger Menschen beschreibt, wird aufgrund seiner Sittenlosigkeit konfisziert und auch sonst bleiben seine Versuche finanziell auf einen grünen Zweig zu kommen, erfolglos. Seine Verlobte verlässt ihn schließlich für einen anderen, der Kreis der Vergnügungssüchtigen zerstreut sich und irgendwann bricht der 2. Weltkrieg aus.






Kritik: Die Geschichte um die historische Gruppe der Bright Young Things fasziniert mich schon lange und als ich erfahren habe, das es einen Film darüber gibt, bei dem der von mir hochgeschätzte Stephan Fry Regie und Drehbuch übernommen hatte, war ich überzeugt, dass er mir gefallen würde. Dem war leider nicht so. Die Story ist chaotisch, es gibt keinen richtigen Spannungsbogen, Handlungsstränge laufen ins Nichts, die Charaktere verhalten sich idiotisch und sind alle eher unsympathisch. Es gibt keinen, mit dem man sich identifizieren würde, sodass der Film einfach ins Leere läuft und einen mit einem Gefühl von „..und was sollte das jetzt alles?“ zurücklässt.




Was nützt die Liebe in Gedanken (2004)



Daniel Brühl und August Diehl in "Was nützt die Liebe in Gedanken"


Handlung: Die beiden Schulfreunde Paul und Günther werden von unglücklicher Liebe und Weltschmerz geplagt. An einem verhängnisvollen Wochenende, an dem sich die Ereignisse überschlagen, schmieden sie einen Mord-/Selbstmord-Pakt, der jedoch anders ausgeht als geplant.





Kritik: Da ich mich ungern wiederholen möchte, verweise ich an dieser Stelle auf meine Filmkritik, die ich bereits dazu verfasst habe (hier klicken).




The Great Gatsby (1974)





Handlung: Siehe: The Great Gatsby (2013)





Kritik: Was einigen zu viel Tempo bei der 2013-Version sein mag, ist bei der Verfilmung von 1974 definitiv zu wenig. Der Film hat einige Längen, wirkt oft statisch und die Darstellung der Schauspieler hölzern. Visuell sind die 70er Jahre mehr zu spüren als wünschenswert wäre. Robert Redford als Gatsby kann nicht überzeugen, auch ist keine nennenswerte Chemie zwischen ihm und Mia Farrow (Daisy Buchanan) spürbar, die auch eher wie eine Karikatur wirkt als eine Person, mit deren inneren Konflikt man mitfühlen könnte.



Babylon (2022)





Handlung: Der Zuschauer verfolgt den Lebensweg verschiedener Charaktere, die ihr Glück im Hollywood der 20er und 30er Jahre suchen und dabei Momente des Erfolgs und Misserfolgs erleben. Ausgelassene Parties und die Probleme bei der Umstellung vom Stumm- zum Tonfilm dürfen hier natürlich nicht fehlen.



Brad Pitt als alternder Stummfilmstar Jack Conrad


Kritik: Wo soll man nur anfangen? Vielleicht damit, dass diverse Schauspielerinnen (unter anderem Margot Robbie, die die Hauptrolle spielt) aussehen, als kämen sie gerade vom Set eines Shakira-Videos anno 2010, was absolut nicht zur dargestellten Zeit passt. An den Filmsets benehmen sich alle wie inkompetente Idioten, die permanent unter Drogeneinfluss Nervenzusammenbrüche erleiden, was extrem anstrengend anzusehen ist. Die Parties, denen sehr viel Laufzeit gewidmet wird, sind an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten, sodass man ernsthaft am geistigen Alter des Regisseurs zweifelt. Ohne Übertreibung ist Babylon der schlechteste und sinnloseste Film, den ich seit langer Zeit gesehen habe.




Ma Rainey’s Black Bottom (2020)



Viola Davis als Ma Rainey


Handlung: Die gefeierte Jazzsängerin Getrude „Ma“ Rainey soll in Chicago zusammen mit ihrer Band ihre bekanntesten Songs in einem Studio aufnehmen. Während die vier Musiker im Probenraum auf die Ankunft der Sängerin warten, werden Konflikte innerhalb der Band immer deutlicher, sodass die Aufnahme zu kippen droht.





Kritik: Ma Rainey's Black Bottom mit in die Liste der schlechtesten 20er-Jahre-Filme aufzunehmen, ist mir nicht leicht gefallen. Der Film ist hochkarätig besetzt (Viola Davis als Ma Rainey und Chadwick Boseman als Trompeter Levee Green), spricht wichtige Themen an, wie Konflikte im Musik-Business, sei es zwischen Band-Kollegen als auch zwischen (weißen) Managern und (schwarzen) Künstlern. Das Problem bei Ma Rainey's Black Bottom ist, dass es auf einem Broadway-Theaterstücks basiert und nicht davon wegzukommen scheint. Die Handlung findet fast ausschließlich im Aufnahmeraum des Studios statt, die meiste Zeit wird nur geredet, passieren tut nicht viel. Wie bei Becketts berühmtem Stück Warten auf Godot fragt man sich irgendwann, ob die Diva überhaupt noch auftauchen wird und so zieht sich der Film sehr in die Länge (obwohl die tatsächliche Laufzeit nur 93 Minuten beträgt).






Meine Damen und Herren,


ich hoffe, meine Tipps für Ihr abendliches Unterhaltungsprogramm waren hilfreich. Ich wünsche auf jeden Fall viel Vergnügen!



Herzlichst Ihre


Marleen Tigersee

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