Verehrte Leserschaft,
ich wünsche Ihnen ein frohes und natürlich gesundes neues Jahr! Ich hoffe sehr, dass Sie die Feiertage gut überstanden haben und sich nun (wie ich) auf weitere spannende Geschichten aus der Welt der 1920er freuen! Da das Jahr mit eher verdrießlichem Wetter gestartet ist, wollte ich Ihnen etwas Vergnügliches an die Hand geben. Und was könnte vergnüglicher sein als ein Ausflug in die Welt der Mode? Wenn Sie genau wissen möchten, wie der typische Look der 20er Jahre aussah oder wenn Sie sich vielleicht selbst gerne mehr in diesem Stil kleiden möchten und noch ein paar Tipps benötigen, habe ich für Sie eine Liste mit den 10 legendärsten Kleidungsstücken und Accessoires der Dekade zusammengestellt:
Der Glockenhut
Das Flapperkleid
Die Perlenkette
Die Mary Jane-Schuhe
Der Mantel mit dem V-Ausschnitt
Die runde Sonnenbrille
Der Pelz
Die Knickerbocker-Hose
Der Badeanzug
Die Abendhandtasche
Der Glockenhut (auch Cloche-Hut von frz. la cloche = Die Glocke)
Diese Hutform steht wohl wie keine andere für den typischen Look der Zeit. Eng am Kopf anliegend, die Krempe variierend von gerade nach unten (oft tief ins Gesicht gezogen) bis seitlich aufgeschlagen, war die Cloche ein besonders starker Kontrast zu der Hutmode der 1910er Jahre, die sich vor allem durch Größe und Opulenz auszeichnete.
Das Flapperkleid
So radikal anders wie die Hutmode war selbstverständlich auch die Kleidermode der 20er Jahre. Während im Jahrzehnt davor die Kleider noch bis zum Boden reichten, wurde die Saumlinie nun verkürzt, Anfang der 20er Jahre noch kaum merklich, Mitte bis Ende der Dekade immer weiter bis knapp unter das Knie. Außergewöhnlich war auch die lose Form, mit der auf die Hüfte versetzten Taille, der sogenannten drop waist. Dieselbe Silhouette konnte auch mit einem zweiteiligen Ensemble erreicht werden, zum Beispiel mit einer längeren Bluse oder einem Pullover und einem Rock (gerne mit leichtem Faltenwurf).
Die Perlenkette
Der Schmuck, der die Dame der 20er Jahre zierte, bestand häufig aus langen Perlenketten, die einfach, mehrreihig oder geknotet getragen wurden. Wer sich keine echte Perlenkette leisten konnte, griff auf Schmuck aus Schildpatt, Holz und Kunststoff wie Bakelit zurück. Ketten konnten auch wie schmale Schals aus einem langen Band bestehen, das um den Hals gebunden oder mit Knoten in der Mitte getragen wurden, Quasten an beiden Enden waren eine beliebte Verzierung.
Die Mary Jane-Schuhe
Das typische Schuhwerk der Zeit waren die sogenannten Mary Jane-Schuhe, oder auch Spangenschuhe genannt. Der Name des Schuhs leitet sich aus dem Comic Buster Brown ab, das es schon seit dem frühen 20. Jahrhundert gab. Die Schwester von Buster Brown (der Hauptfigur dieses Comics) heißt Mary Jane, zu deren Attribute Spangenschuhe gehörten. Zunächst eher von Kindern getragen, erhielten Mary Janes mit der Zeit auch Einzug in die Damenmode. In flacher Form oder mit höherem Absatz, mit runder oder etwas spitzerer Kappe, in simplen Farben wie schwarz oder braun oder reich verziert für die elegante Abendgarderobe: Für jeden Anlass gab es das passende Modell.
Der Mantel mit dem V-Ausschnitt
Mantelmodelle gab es einige in den 20er Jahren, meist waren sie lang (von knielang bis fußknöchellang). Besonders typisch ist die lockere Passform und der V-förmige Ausschnitt- Das Revers konnte mittig oder seitlich getragen werden. Besonders edle Modelle hatten Pelz oder andere Verzierungen an Kragen, Taschen oder Ärmelaufschlägen.
Die runde Sonnenbrille
Obwohl die Sonnenbrille erst ab Mitte der 1930er Jahren zu einem Massenprodukt wurde, gab es diese durchaus schon früher. In den 20er Jahren waren die Gläser rund, meist mit schmalem Rand aus Metall oder Schildpatt.
Der Pelz
Pelze gehörten zweifelsohne in den 20er Jahren zu den Statussymbolen, die man als Dame von Welt gerne herzeigte, wenn man es sich leisten konnte. Als Stola über ein funkelndes Abendkleid gelegt, als Kragenbesatz oder als Mantel war der Pelz ein Ausdruck von Luxus und Eleganz.
Die Knickerbocker-Hose
Hosen für Damen waren Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht Teil der regulären Garderobe und wurden von vielen häufig noch misstrauisch betrachtet. Die wachsende Sport- und Freizeitbewegung, die um die Jahrhundertwende begonnen hatte, wurde in den 20er Jahren noch populärer. Schon um 1900 gab es spezielle Fahrradhosen für Damen, die allerdings noch so genäht waren, dass sie wie Röcke aussahen und auch nur zum Radfahren getragen wurden. Da viele Frauen während der Kriegsjahre Männerberufe übernehmen mussten, bot sich das Tragen von Hosen für viele körperliche Tätigkeiten an. Auch nach Ende des Krieges wollten einige Frauen auf das Tragen von Hosen für verschiedene Tätigkeiten nicht verzichten, gerade für Sport und Freizeit waren Hosen wie die praktische Kniebundhose oder Knickerbocker* besonders beliebt. Auch andere Hosenformen mit hohem Bund und langem, weitem Bein kamen auf und blieben bis in die 30er und 40er Jahre äußerst beliebt. Besonders mutige, mondäne Frauen, die gerne mit Geschlechterrollen spielten, wagten sich an Smokinghosen aus der Männermode heran. Berühmte Trägerinnen waren: Anita Berber und Marlene Dietrich.
Der Badeanzug
Ebenso mit der Sport- und Freizeitbewegung verbunden ist der Badeanzug, den es zwar schon vor den 20er Jahren gegeben hat, aber erst in diesem Jahrzehnt so freizügig wie nie daherkam. Der typische Badeanzug der Zeit war dunkelblau oder schwarz, mit schmalen Trägern, einem kurzen Bein und war mit einem meist weißen Taillengürtel ausgestattet. Während das Material sich inzwischen geändert hat (die früheren Anzüge waren noch aus Wolle gefertigt), ist die Form doch fast gleich geblieben, was den Badeanzug der 20er für heutige Begriffe schon äußerst modern wirken lässt.
Die Abendhandtasche
Die Handtasche war lange nicht der unverzichtbare Gebrauchsgegenstand zum Transportieren persönlicher Habseligkeiten oder das Statussymbol wie es heute der Fall ist. Damen zu früheren Zeiten trugen die wichtigsten Kleinigkeiten meist in versteckten kleinen Taschen unter ihren Röcken oder wer es sich leisten konnte, hatte Bedienstete dafür. Erst mit einem unabhängigeren Leben, einer wachsenden Ausgehkultur, die auch für Frauen zugänglich war und einer weniger opulenten Mode wurde die Tasche nicht mehr unter dem Kleid, sondern darüber getragen und wurde so schnell zum Fashion-Accessoire. Besonders beliebt waren in den 20er Jahren Ausgehtaschen aus Metallgewebe (engl. mesh), die mit einem meist versilberten Rahmen geschlossen wurden.
Ich hoffe, Sie hatten etwas Freude bei dieser kleinen Modenschau!
Bis bald!
Ihre
Marleen Tigersee
* Der Name Knickerbocker stammt aus der satirischen Geschichte A History of New York von Washington Irving aus dem Jahr 1809, die die ersten meist niederländischen Siedler, die sich in New York niedergelassen hatten (damals hieß die Stadt daher noch New Amsterdam) parodierte. Die Hauptfigur der Geschichte ist ein Mann namens Jansen Knickerbocker, der, wie alle anderen Niederländer dieser Zeit, Schlumperhosen (oder Pluderhosen) trug. Knickerbocker wurde später zu einem Spitznamen aller Einwohner New Yorks. Als Ende des 19. Jahrhunderts Kniebundhosen (oder sogenannte Überfallhosen) Einzug in die Sport- und Freizeitmode erhielten, wurden diese nach dem historischen Vorbild benannt.
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